Japanisch-französische Inspiration in Glattbach

GLATTBACH. Japan und Frankreich, Flöte und Harfe, Impressionismus und Fünftonmusik: Zu einer reizvollen Begegnung ist es beim Kammerkonzert am Sonntagvormittag im Glattbacher Mühlenforum gekommen. Zwei talentierte junge Musikerinnen – die Spanierin Marina Moro Saura an der Querflöte und Clara Simarro, gebürtige Münchnerin mit spanischen Wurzeln, an der Harfe – bezauberten die rund 40 Besucher mit Werken berühmter französischer und japanischer Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts.

Den luftigen, etwas heiseren Klang der japanischen Bambusflöte, genannt Shakuhachi, erzeugte Moro auf ihrer Querflöte bei Michio Miyagis »Das Meer im Frühling«. Auch die Harfenistin entlockte ihrem Instrument überraschend feine und eigenwillige Naturklänge. Die in Japan sehr populäre Komposition erzählt vom sanften Schaukeln der Wellen, von zarten Blüten und von Bäumen, die sich im Wind wiegen. Michio Miyagi lebte von 1894 bis 1956 und war ein Meister der Koto, des traditionellen japanischen Saiteninstruments, das an eine Zither erinnert.

Perfekt aufeinander eingespielt und technisch auf hohem Niveau präsentierten sich Moro und Simarro, die beide bereits über internationale Erfahrung verfügen und unter anderem im Philharmonischen Orchester Aschaffenburg mitwirken. Das »Herzstück« der Matinee, wie Simarro sagte, war »Toward The Sea« für Altflöte und Harfe von Toru Takemitsu (1930 - 1996). Das aus drei Sätzen – »The Night«, »Moby Dick« und »Cape Cod« – bestehende Klanggemälde vereinigt traditionelle asiatische Pentatonik und avantgardistische französische Klänge.

Takemitsu, der auch als Komponist von Filmmusik bekannt wurde – etwa für den japanischen Historienfilm »Ran« oder den Thriller »Wiege der Sonne« mit Sean Connery –, war von Jugend an ein glühender Verehrer französischer Chansons und ließ sich inspirieren von Claude Debussy und Olivier Messiaen. Geheimnisvoll und dunkel gestaltete Takemitsu die Tonfolge, die »Toward the Sea« zugrunde liegt: Es, A und E. Aufblitzende Lichter begleiten die langsamen Schwingungen des Leitmotivs, wenn der weiße Wal durch die Fluten pflügt. Helles Glitzern tanzt auf dem ruhigen Atlantik an der amerikanischen Ostküste.

SICHERE UND LEICHTE UMSETZUNG


Eine Geschichte von Sonnenlicht, Lachen, Tanz und Glückseligkeit nach Momenten schwermütiger Erinnerung erzählt Camille Saint-Saens in seiner Fantaisie opus 124. Gebannt lauschten die Zuhörer der sicheren und leichten Umsetzung. Beim kontrastreichen Impromptu opus 86 von Gabriel Fauré leistete Simarro als Solistin Virtuoses. Moro wiederum glänzte mit einer in allen Facetten schillernden »Syrinx« für Flöte solo von Claude Debussy.

Brillanter Abschluss des musikalischen Bilderreigens war die Bearbeitung einer Debussy-Arabesque für Flöte und Harfe. Die Zuhörer waren selig, als es als Zugabe eine Romanze ohne Worte von Fauré gab. ⋌Melanie Pollinger

Quelle: Main-Echo

Zurück
Zurück

Streicher-Workshop 2022: Orchestermusiker verrät tolle Tricks

Weiter
Weiter

Galeristin und Kunstförderin Karin Brass gestorben