Durch schwarze Nacht empor zum Glück
Durch schwarze Nacht empor zum Glück
Konzert: Weltklasse-Pianistin Elena Melnikova fasziniert im Mühlen-Forum 70 Gäste mit drei Beethoven-Sonaten
MELANIE POLLINGER | Main-EchoDurchdrungen von Licht, bewegt wie ein Ozean: Das Klavierspiel von Elena Melnikova gleicht einem Naturereignis. Es habe »Suchtcharakter«, meinte der Aschaffenburger Maler und Musiker Werner Kiesel beim Beethoven-Abend »Hammerklavier« am Sonntag im Mühlenforum und sprach damit bestimmt vielen der knapp 70 Besucherinnen und Besucher aus der Seele.
Die international aktive Konzertpianistin Melnikova, 1982 im russischen Novosibirsk geboren, lebt seit 1999 in Deutschland. Sie besuchte – wie Igor Levit – die Klavierklasse von Professor Karl-Heinz Kämmerling in Hannover. Zusammen mit ihrem Mann Stefan Weiland betreibt Melnikova einen musikalischen Salon in der Aschaffenburger Frohsinnstraße 9, wo sie an den Kulturtagen (1. und 3. Juli) Bachs Goldberg-Variationen präsentieren wird.
Der »Hammerklavier«-Abend im Glattbacher Mühlenforum war drei äußerst komplexen Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven (1770 - 1827) gewidmet: der »Mondscheinsonate« in cis-Moll, der »Hammerklaviersonate« in B-Dur und der letzten, der 32. Klaviersonate in c-Moll. Der Aschaffenburger Musiklehrer Benno Binschek beschrieb die Werke anschaulich und sehr unterhaltsam. Beispiel: »H-Moll war für Beethoven eine schwarze Tonart. Sie werden in ein paar Minuten wissen, was ich meine.« Mit seiner lange als unspielbar geltenden Hammerklaviersonate habe Ludwig van Beethoven 100 Jahre Musikgeschichte vorweggenommen, sagte Benno Binschek und machte die Zuhörer neugierig auf die bevorstehende »Apokalypse«. Hochkonzentriert in sich ruhend, oft mit einem leisen Lächeln, mal spitzbübisch, mal genießerisch, präsentierte die Meisterpianistin selbst schwierigste Passagen und löste technische Kniffligkeiten in gestochen klare Strukturen auf. Zur völlig natürlich wirkenden Authentizität und Transparenz gesellte sich atemberaubende Energie. Schon in der Mondscheinsonate – Binschek bezeichnete die drei Sätze als »eine Blume zwischen zwei Abgründen« – entfachte Melnikova einen wütenden Feuersturm.
Unvergessliches Hörerlebnis»Durch die Nacht empor zum Glück«, so Binschek, sei Beethovens 32. Klaviersonate auch genannt worden. Sie habe nur zwei Sätze, »das Diesseits und das Jenseits«, sagte der Musikpädagoge. »Damit ist alles gesagt«, habe der Komponist selbst kurz und bündig festgestellt. Melnikova gestaltete das Meisterwerk mit ihrem überirdisch feinen Spiel, weit entfernt von Effekthascherei, als unvergessliches Hörerlebnis. Übrigens widerstand sie souverän der Versuchung, Beethovens Vorwegnahme des Jazz-Rhythmus in der dritten Variation des zweiten Satzes über Gebühr hochzustilisieren. Das Zuhörer-Urteil »göttlich!« hätte den Abend nicht besser beschreiben können.